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Bericht von Patrick Hübner 2012

DAAD-Abschlussbericht


über den Forschungsaufenthalt
vom 14.02. – 25.09.2012
in Beijing, VR China


eingereicht von:
Patrick Alois Hübner


Gastuniversität: China University of Political Science and Law (CUPL), Chinesisch-Deutsches Institut für Rechtswissenschaften


1. Vorbereitung des Forschungsaufenthalts
An erster Stelle lag die Entscheidung für die Wahl der passenden Gastuniversität, die sehr schnell auf die China University of Politics and Law (CUPL) in Beijing fiel. Der Vorteil lag vor allem darin, dass es sich bei dem Chinesisch-Deutschen Institut für Rechtswissenschaften (CDIR) um ein gemeinsam geführtes Institut der CUPL und fünf deutschen Kooperations-universitäten handelt, wozu auch die Albert-Ludwigs Universität Freiburg zählt. Der Kontakt ließ sich über meine Doktormutter Frau Prof. Dr. Yuanshi Bu problemlos herstellen und mit der Unterstützung von Herrn Prof. Dr. Marco Haase, dem stellvertretenden Direktor des Instituts in Beijing, war ich bereits nach wenigen Wochen in Besitz des für das Visum erforderlichen Einladungsschreibens und JW 202-Formulars. Den Flug hatte ich im Übrigen direkt nach dem Erhalt eines sechsmonatigen F-Visums gebucht, wobei ich das Anreisedatum auf knapp zwei Wochen vor Beginn des Forschungsaufenthalts gelegt hatte. Dies ließ mir zur Orientierung vor Ort und Einschreibung an der Universität genügend Zeit. Nach der Zusage des DAAD über den Erhalt des Doktorandenstipendiums habe ich mich schließlich auch für die Kranken-, Unfall-, und Haftpflichtversicherung der Continental entschieden, die mir vom DAAD über den Gruppenvertrag angeboten wurde. Vor dem Abflug wäre grundsätzlich noch an Impfungen, wie zum Beispiel Hepatitis A + B und Typhus, sowie die Versorgung mit Bargeld vor Ort zu denken. Hierzu bietet sich eine Kreditkarte der Deutschen Kreditbank oder einem ähnlichen Geldinstitut an, mit der an Geldautomaten weltweit gebührenfrei Bargeld abgehoben werden kann.


2. Aufenthalt an der Gastuniversität

Nach meiner Ankunft in Beijing musste ich mich zunächst innerhalb von 24 Stunden bei einer umliegenden Polizeistation registrieren. Hierzu war neben dem Reisepass mit Visum auch eine Kopie der Seiten des Grundbuchs der gemieteten Wohnung zum Eigentumsnachweis seitens des Vermieters notwendig. Die ersten beiden Wochen habe ich mit dem Erholen von der Zeitverschiebung, dem Einrichten meines Arbeitsplatzes, dem Kauf von Haushaltsgegen-ständen und einigen weiteren organisatorischen Kleinigkeiten verbracht. Die CUPL liegt im Nordwesten Pekings und teilt sich in zwei Campusse auf. Das CDIR befindet sich auf dem innerstädtischen Campus, der nur von Master- und Promotionsstudenten genutzt wird. Auf dem Campus befinden sich ein großes Wohnheim, mehrere Mensen, kleinere Cafés und Bibliotheken, wobei zu meiner Zeit noch großflächige Renovierungsarbeiten im Gange waren. Die Registrierung und Einschreibung vor Ort werden vom International Office der Universität vorgenommen. Das Sekretariat des CDIR um Herrn Bao und Frau Liu war hierbei sehr hilfs-bereit und ein guter Ansprechpartner für alle Belange während des Aufenthalts. Herr Prof. Dr. Haase hatte bei einem gemeinsamen Essen das Institut sowie die Arbeit des Instituts vor-gestellt und ein paar nützliche Tipps zum Leben in Beijing gegeben. Mit der Aufnahme in den Emailverteiler erhielt ich dann fortan viele Einladungen zu Veranstaltungen des Instituts, Informationen und Kontakte zu anderen Studenten. Einen Höhepunkt stellte sicherlich der Besuch der deutschen Botschaft zur Diskussion tagespolitischer Themen mit dem derzeitigen Botschafter Herrn Dr. Michael Schaefer dar. Nach kurzer Zeit bekam ich schließlich noch einen Schlüssel zur Nutzung der Institutsbibliothek, den ich mir dann mit einem weiteren Doktoranden geteilt habe. Die Institutsbibliothek des CDIR beherbergt fast ausschließlich deutschsprachige Literatur. Chinesische Literatur war in der Campusbibliothek zu finden, die allerdings nur während des Semesters geöffnet ist und deren Ausleihe leider auf maximal fünf Bücher zur gleichen Zeit beschränkt war. Für Auslandsstudenten des Instituts war die Teil-nahme am universitätseigenen Sprachunterricht kostenlos möglich, der mehrmals die Woche in mehrstündigen Blockveranstaltungen morgens sowie nachmittags auf unterschiedlichen Sprachniveaus angeboten wurde. Die Klassenstärke schwankte von 5 bis 20 Personen und setzte sich aus Studenten verschiedenster Nationalitäten zusammen. Ich habe den Sprach-unterricht einmal die Woche besucht und vereinzelt an einem Sprachkurs für chinesische Rechtsterminologie teilgenommen. Die Qualität des Sprachunterrichts war gut. Aufgrund der Verlängerung meiner Forschungstätigkeit um weitere 10 Wochen musste ich noch ein neues Visum beantragen. Die erforderlichen Unterlagen wurden allesamt vom Internationalen Büro der CUPL bereitgestellt, so dass es neben Passbildern nur noch eines Gesundheitszeugnisses bedurfte. Für letzteres ist eine medizinische Untersuchung in einem eigens hierfür einge-richteten Krankenhaus notwendig. Die Kosten beliefen sich auf knapp 300 RMB für die medizinische Untersuchung sowie weitere 400 RMB für die Beantragung des X-Visums, das dann wohl automatisch in eine Aufenthaltsgenehmigung umgeschrieben wurde. Zu beachten ist, dass man alle Visa-Angelegenheiten unbedingt während des laufenden Semesters erledigt. In den Semesterferien steht der universitäre Betrieb nämlich weitestgehend still, so dass auch kein Ansprechpartner mehr vor Ort zu erreichen ist.


3. Doktorarbeit
Das Ziel des Forschungsaufenthalts war es chinesische Primär- und Sekundärliteratur auszu-werten, deren Beschaffung sich in Deutschland mitunter als schwierig gestaltet, sich vor Ort in fachlicher Hinsicht auszutauschen und bestehende Sprachkenntnisse weiter zu vertiefen. Rückblickend haben sich meine Vorstellungen insoweit eigentlich allesamt realisiert, so dass es mir möglich war die Doktorarbeit schließlich mit einer 10-wöchigen Verlängerung des Forschungsaufenthalts nahezu fertigzustellen. Ich habe die überwiegende Zeit zu Hause ge-schrieben und bin eigentlich nur zum Sprachunterricht oder aber zur Bibliotheksnutzung an die Universität gekommen. Die ersten Wochen habe ich indessen nicht nur mit der reinen Recherche verbracht, sondern musste nicht selten noch in den Abendstunden einschlägiges Rechtsvokabular wiederholen. Mit der Zeit war es mir dadurch jedoch möglich geworden fachspezifische Texte wesentlich schneller zu erfassen, das wiederum der Auswertung der Literatur zugutekam. Die Campusbibliothek der CUPL war aufgrund ihrer Literaturvielfalt eine echte Bereicherung, da nicht nur aktuellste Ausgaben, sondern vor allem auch schwer beschaffbare ältere Literaturbestände vorhanden waren. Den größten Teil der von mir ver-wendeten Literatur habe ich jedoch nicht ausgeliehen, sondern über das Internet auf Markt-plätzen wie „Dangdang“ oder „Amazon“ gekauft und nicht kopiert. Die Kopierkosten hätten oftmals weit über den Neuanschaffungspreis des Buchs gelegen. Aufgrund der fehlenden Buchpreisbindung sind nämlich die chinesischen Bücher in der Regel für einen Preis von 30 bis 80 RMB durchaus erschwinglich. Die Anschaffung eines Druckers hatte sich überdies als sehr lohnenswert erwiesen. Zum Zugriff auf chinesische Artikel rechtswissenschaftlicher Fachzeitschriften habe ich weiterhin die Online-Datenbank „CrossAsia“ der Staatsbibliothek Berlin verwendet. Über Herrn Prof. Dr. Haase war es mir zudem möglich geworden einen Kontakt zur Schiedsinstitution der CIETAC herzustellen und an einer Arbeitssitzung der AHK teilnehmen, die auch in Bezug auf mein Promotionsthema fachlich interessant waren.
 

4. Leben in Beijing
Der Alltag in Beijing gestaltete sich im Großen und Ganzen als recht problemlos. Ich wohnte die Zeit über in der Nähe der U-Bahnstation „Shuangjing“, die sich im Süd-Osten der Stadt befindet. In der unmittelbaren Nachbarschaft waren ausreichend Einkaufsmöglichkeiten vor-handen, von Großmärkten wie Carrefour und B&Q bis hin zu chinesischen Frischmärkten. Ebenfalls gab es eine Vielzahl von lokalen Restaurants, Cafés, Schuhmachern, Reinigungen, Frisören und Sportstudios. Einzig und allein das Zurücklegen von Wegen des täglichen Bedarfs zu Fuß ist im Vergleich zu Städten wie Shanghai aufgrund der Distanzen auf Dauer ein wenig beschwerlich. Die möglichst frühe Anschaffung eines Fahrrads ist empfehlenswert. Die Lebenshaltungskosten sind in den letzten Jahren in Beijing erschreckend gestiegen und haben wohl Shanghai seit langem überholt. Der Mietpreis für ein Einzimmerappartement um die 45qm liegt derzeit bei 5000 RMB pro Monat, wenn man sich nicht für eine WG-Lösung entscheidet oder ganz auf westliche Wohnstandards verzichten möchte. Hinzukommen noch einmal monatlich mindestens 4000 RMB zur Deckung des täglichen Bedarfs, ein paar kleinere Unternehmungen und Reisen in die nähere Umgebung miteinbezogen. Die Lebens-qualität in Beijing ist immer noch nicht wirklich sehr gut. Einmal abgesehen vom sehr teuren Wohnraum sind die Luftverschmutzung und der Smog an manchen Tagen schwer zu ertragen. Im Freundeskreis waren Lebensmittelvergiftungen leider keine Seltenheit, sofern man viel außerhalb Essen war und einen empfindlichen Magen besaß. Der Besuch von internationalen Krankenhäusern ist recht teuer und kann sich schnell auf mehrere hundert bis tausend Euro belaufen, die vor Ort zu begleichen sind. Die „Beijing International SOS Clinic“ ist sicherlich eine sehr gute Adresse, da das Krankenhaus auch einen deutschen Arzt beschäftigen soll. Als Alternative kann ich das „Beijing Chao-Yang Hospital“ uneingeschränkt empfehlen (首都医科大学附属北京朝阳医院, 北京朝阳区工体南路8号, 邮编100020, Tel.: 010-85231000, www.bjcyh.com). Ein Arztbesuch kostet hier 60 RMB und kann sich mit den verschriebenen Medikamenten auf bis zu 200-300 RMB belaufen.


5. Fazit
Abschließend kann ich sagen, dass ich den Forschungsaufenthalt am Chinesisch-Deutschen Institut für Rechtswissenschaften der CUPL sehr gelungen fand und auch mit der Betreuung vor Ort überaus zufrieden war. Ohne den Schritt nach China und ohne die zusätzliche Förderung des Forschungsaufenthalts durch den DAAD hätte ich meine Doktorarbeit in dieser Form nicht umsetzen können. Der Forschungsaufenthalt an der CUPL in Beijing war für die Dissertation unumgänglich. Aber auch in persönlicher Hinsicht möchte ich den Forschungs-aufenthalt nicht mehr missen. Ich konnte mich während dieser Zeit nicht nur in fachlicher und sprachlicher Hinsicht weiterbilden, sondern habe zudem auch ein paar neue Freundschaften geschlossen und meinen Horizont in Bezug auf China um eine Region erweitert. Das einzige was ich bei der Planung des Forschungsaufenthalts ein wenig unterschätzt hatte, war der doch beträchtliche Zeitaufwand mit dem die Auswertung der recherchierten Literatur einherging. Aus diesem Grund würde ich zukünftigen Doktoranden empfehlen den Forschungsaufenthalt zeitlich nicht zu knapp zu bemessen, sofern die Literatur noch vor Ort ausgewertet werden soll. Der Vorteil an der Auswertung noch vor Ort besteht dabei in der Möglichkeit auf weitere Rechtsquellenverweise der Sekundärliteratur ohne Umwege zugreifen zu können. Aber auch die Auswertung der Literatur selbst fällt einem wesentlich einfacher, wenn man tagtäglich mit der chinesischen Sprache überall und zu jeder Zeit konfrontiert wird.